Das Hotelbett ist grausam weich – zum Umdrehen muss man sich regelrecht aus der Bettmulde raushebeln! Um kurz nach 2 nachts werde ich durch so eine Rumhebelaktion komplett wach und stelle fest: neben mir ist auch einer schon wieder munter. An Einschlafen ist nicht zu denken, also auf und an den PC. Kann ja den Bericht von Tag 7 schreiben, tu ich dann auch. Jürgen hilft mir mit den Fotos zum Bericht und mit allem Drum und Dran ist es schon nach 5, als das Ding online geht.
Und nun? – Neuer Schlafversuch, der dann sogar klappt, zumindest bis gegen halb neun.
Mit Kaffeeduft werde ich geweckt, das einzig nette hier im Zimmer (die Kaffeemaschine). Wir beschließen im Hotelrestaurant zu frühstücken (haben wir in der Vergangenheit auch oft gemacht) – war allerdings keine gute Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.
Ein bisschen auf einen Platz gewartet (was ja kein Problem ist), eine Weile auf die Bedienung (die locker 4 x bei uns vorbei kam, aber offensichtlich nicht den Kopf frei hatte für die Frage nach unserem Getränk – der Rest ist Frühstücks-Buffet zum selbst bedienen!), dann auf saubere Teller (min. 5 Minuten der wertvollen Urlaubszeit, ich habe dann einfach eine Müslischüssel genommen!). Dann auf den Bacon…
Ganz ehrlich, das Buffet hat um Längen nachgelassen, sowohl in Auswahl als auch Frische-Qualität. Kostenpunkt: $ 7,99 pro Nase + Tax (wie 2008).
Das Personal schien nur aus Knastfreigängern und Senioren rekrutiert. Die Gäste auch recht „einfach“ – ich bin wirklich kein Snob, ab was um uns herum frühstückte war echt unterste Schublade. Na ja, breiten wir den gnädigen Mantel des Schweigens darüber.
Wir haben dann sehr schnell diesen unwirtlichen Ort verlassen und sind wieder ins Zimmer um uns für Epcot startklar zu machen.
Ich stand gerade halbnackt im Bad, als ich Jürgen hinter mir mit jemandem reden hörte: Housekeeping war eingetroffen und zerrte rigoros meinem Mann das Laken unterm Hintern weg. Ich war etwas erschrocken, weil ich das nur so kenne, dass der Service zu einem späteren Zeitpunkt (oder wenn man Pech hat eben gar nicht mehr) wiederkommt, aber das Jürgen die Dame ungeniert zum dableiben aufgefordert hatte und sie um einen drum herum wuselt war mir neu. Ich habe dann kapituliert und wir haben ihr das Zimmer überlassen. Jürgen hat ein bisschen im luftigen Schatten des Hausflurs die wunderschöne Gegend bestaunt und ich habe das Umfeld mal fotografisch dokumentiert (nein, nix fieses, nur Blümchen und Pool).
Als dann die Service-Frau ihren Wagen eine Tür weiter schob, haben wir wieder die Zimmergewalt an uns gerissen.
Noch ein bisschen was zusammengepackt, alles Wichtige in den Safe (und bis man wirklich alles Wichtige drin hat macht man ihn ungelogen fünf Mal auf und wieder zu).
Cabrio auf und ab nach Epcot. Die Sonne brannte unbarmherzig auf uns nieder und mir schwante übles was den Aufenthalt im Park anging. Das bei so einem Wetter geradezu Völkerscharen dort einfallen würden war schwer anzunehmen. Dies wiederum führt zu langen Warteschlangen an den „Attraktionen“ – das wiederum zum Unmut meines Gatten, vor allem in der Hitze. Aber noch war er entspannt und guter Dinge.
Er wollte dann gern zum Test Track – ich war da nicht so wild drauf, konnte ich mich doch noch gut an die lange (und vor allem elend langweilige) Wartezeit vom letzten Besuch erinnern. Aber egal, er möchte da rein, also gehen wir da rein. Wahrscheinlich bekomme ich noch die Revanche!
Es wurden elendige knapp eineinhalb Stunden (mit einer ununterbrochen furchtbar lauten und eintönigen Beschallung), bis wir die knapp 3-Minütige Fahrt antreten konnten – die habe ich dann aber mit der Videocam festgehalten, damit er sich das jetzt so oft zuhause ansehen kann, dass er nie wieder drauf will!
Jürgen hatte als 3D-Event „Captain EO“ entdeckt und wir mussten quer über den Park zur anderen Seite (zwischen „Universe of Energy“ und „The Land“). Ich wusste jetzt nicht, was da auf mich zukommt, aber als Jürgen mir was von „spektakuläre 3D-Verfilmung von Michael Jackson von Anfang der 90-er“ erzählte war ich interessiert. Da gibt es dann ja sicher auch Tanzsequenzen und ich liebe ja nun mal alles was mit tanzen zu tun hat.
Der Film war echt cool, so richtig Alien-Space-SF mit Funfaktor und viel Singerei und Tanzerei. Außerdem ist es in den Kinos immer sehr schön kühl, da lässt es sich gut aushalten (bei Außentemperaturen von 28° im Schatten – gefühlte 36°!).
Im Park schoben sich die Menschenmassen herum und unser nächster Anlauf war natürlich Soarin – da habe ich mich jetzt ein knappes Jahr drauf gefreut. Wartezeit war in roter Leuchtschrift angezeigt: 125 Minuten! Eine Dame am Eingang bestätigte das auch – wir müssten schon mit 2 Stunden rechnen. Nee, darauf hatten wir keine Lust – und außerdem inzwischen Hunger. In „The Land“ ist ein riesiger „Fressbereich“ mit verschiedenen Theken, von Asia bis zum Sandwich alles da. Wir probierten so eine Art Lummer Kotelett mit Kartoffelbrei und einer Früchtesoße – war lecker. Refill-Diatcoke bis zum Abwinken. Dann bin ich noch mal zum Eingang von Soarin gestiefelt: 140 Minuten! Ich habe gefragt, wie lange die überhaupt geöffnet haben und mir wurde 9 Uhr gesagt. Jetzt war es halb vier, also noch Zeit satt. Raus aus „The Land“ und zum See.
Um den See herum sind die „Showcases“, von vielen Ländern einzelne Bereiche in typischer Bauweise, teils mit Attraktionen oder Restaurants, aber alle mit vielen Shops und Merchandising. Wir hatten keine Lust durch die Hitze zu laufen (zumal wir das in der Vergangenheit schon öfter gemacht haben) und beschlossen mit dem Boot zu fahren. Es fahren 2 Boote im 20 Minutentakt über je ca. die Hälfte des Sees. Auch diese Überfahrt habe ich mit der Videocam festgehalten, vor allem den sehr geschäftigen 2-Streifen-Kapitän – man war der wichtig!
Drüben landeten wir am Marokko-Bereich und die Klänge einer Musikband ließen ein für mich ganz persönliches Highlight vermuten: den Bauchtanz. Nix wie hin und fleißig gefilmt, die Band war gut (wenn auch nur ein Orientale mit am Start!) und die Tänzerin hübsch und technisch sehr gut. Ich kann das schließlich beurteilen als alte Bauchtanzmaus.
Dann sind wir ausgiebig durch den Marokko-Bau und haben uns über den ganzen Kaufschrott (mit orientalischem Background) amüsiert. Am besten war die „Bauchtänzerinnen-Grundausstattung“: ein Hüfttuch minderwertigster Qualität, eine ebenso billige Kopfbedeckung und 2 Paar Fingerzimbeln (gute kriegt man bei uns in Deutschland ab € 40 aufwärts, billige natürlich schon für € 10, für diese hätte man Geld kriegen müssen!). Das Ganze für lächerliche $ 89,90! Na ja, wer’s braucht!
Von Marokko ging es weiter nach Venedig (Italien) und schließlich auch zum Oktoberfest (Deutschland). Jürgen streikte nun schon ab und an und saß angenervt oder sturzunglücklich (oder beides) auf irgendwelchen Bänken im Schatten. Er konnte nicht glauben, dass ich so einen Spaß am Filmen haben kann (zumal es doch alle diese Videos schon zu Hauff bei Youtube gibt!)
Gegen sechs nahmen wir das andere Boot über den See und starteten den 2. Versuch bei Soarin. Immerhin war die Wartezeit auf unter 2 Stunden gerutscht (110 Min.) und bevor der Herr lange protestieren konnte waren wir drin.
Die Wartezeit bei Soarin wird einem wenigstens mit lustigen Videospielen an 5 Riesenleinwänden (rechts vom Wartegang) versüßt, aber es zog sich schon ganz schön. Die „Fast-Pass“-Leute gehen immer schnurstracks an den „Normalos“ vorbei und irgendwann fängt man echt an zunächst neidisch, dann aber sehr schnell ziemlich sauer auf diese Fast-Pass-Besitzer zu werden. Dieser „Express“ oder Fast-Pass muss beim Eintrittsticket-Verkauf extra gekauft werden, dann kann man sich bei den Attraktionen digital „einstempeln“ und bekommt die Zeit vorgegeben, bei der man dann ganz schnell dran kommt. Ist wohl ganz praktisch, aber wir hatten nie Lust auf diese Extravaganz und auch immer Zeit genug (zum Anstehen). Aber dieses Jahr war’s echt heftig und wenn man sich die Beine in den Bauch steht und kommt nur kleckerweise voran, während nebenan die Bahn mit den Fast-Passern nur so durchrauscht, dann wird man wirklich irgendwann stinkig.
Wir kämpften uns also Meter für Meter Richtung Einlass und plötzlich bekam ich mit, wie ganz vorn (bestimmt 8 Meter weiter) ein Einweiser das 2-Finger-V in die Luft hielt. Ich bin bei so was ganz schnell und winkte wild (weil er definitiv noch 2 Plätze frei hatte und nach genau 2 Leuten suchte) zurück – und wollte schon über die Absperrung klettern. Aber er lotste uns durch die Massen bis zu einem Durchgang mit Kette und ließ uns an allen anderen vorbei. Das war geil! Und ehe wir uns versahen standen wir an den Zugängen „zum gelobten Soarin-Adventure“.
Ich zückte die Video-Cam und hoffte auf ein gutes Plätzchen (aber eigentlich sind alle Plätze gut!). Wer sich jetzt so gar nix unter diesem Soarin vorstellen kann - ich versuche es zu erklären.
Man stelle sich einen überdimensionierten Sessellift vor (ca. 10 Leute nebeneinander), davon 3 Stück übereinander und das ganze mal zwei.
Eine riesige konkave Leinwand, auf der laufen verschiedene Filmsequenzen ab, immer aus der Vogel-/Flugperspektive gefilmt. Und man hat echt das Gefühl man fliegt über die Landschaften (oder z.B. einen Flugzeugträger) drüber weg – mal ganz nah und manchmal auch ganz hoch. Das Rauf und Runter macht’s auch noch etwas spannender. Tolle Musik dabei und viel frische kühle Luft – wie Fahrtwind. Einfach fantastisch! Auch das habe ich gefilmt und kann damit zuhause noch mal nachschwelgen.
Als wir raus kamen war es dann schon ziemlich dämmrig und die Temperaturen wurden erträglich. Wir haben uns ein schönes Plätzchen am See ergattert und dort zum Zeitvertreib Eis und Popcorn (ich liebe diese salzige Variante) gegessen. Die Camera auf ein Stativ (ein kleines, leichtes, zusammenklappbares aber sehr effektives) und dann voller Begeisterung das Feuerwerk angesehen und gefilmt. Das war dann der krönende Abschluss dieses anstrengenden Tages.
Nun mit tausenden von „Freudensgenossen“ raus aus dem Park und zu unserem Auto. 15 Minuten später waren wir wieder in unserem „begehbaren Kleiderschrank“ im Hotel.
Wir waren so kaputt, wir hatten nicht mal mehr Hunger. Ein Bier habe ich noch geschafft und dann bin ich ins Bett gefallen. Gott sei Dank – einen von drei Parks haben wir geschafft!